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«Zwischen den Stadtmauern zu schwimmen, ist einfach wunderbar»

SZ Judith Frei 07.08.2023

Judith Mühlemann ist seit diesem Jahr Präsidentin des Vereins Aareschwimmen. Sie erzählt, warum sie das Amt übernommen hat, wie es ist, im Januar in der Aare zu baden, und blickt voraus auf den Anlass Mitte August.

Judith Mühlemann ist neue Präsidentin des Vereins Aareschwimmen. Bild: Hanspeter Bärtschi

Im vergangenen Jahr war Judith Mühlemann zum ersten Mal im OK des Vereins Aareschwimmen dabei. Dieses Jahr ist sie Präsidentin. Der langjährige Präsident Stefan Ryser hat sein Amt abgegeben. «Das Aareschwimmen ist ein guter und traditionsreicher Anlass. Ich freue mich schon jetzt darauf», sagt Mühlemann. Lange muss sie nicht mehr darauf warten: Am Samstag, 19. August, wird wieder um die Wette geschwommen. Trotzdem ist Mühlemann entspannt: «Ich lasse mich nicht stressen», sagt die 57-Jährige lachend.

 

Das sechsköpfige OK sei ein eingespieltes Team und die Organisation in besten Händen. Die Zusammenarbeit bereite ihr Spass, mit ein Grund, dass sie das Präsidium gerne übernommen hat.

 

«Wir haben den Plausch, den Anlass zusammen auf die Beine zu stellen.»

Viel Einsatz von Helferinnen und Helfern gefragt

Trivial sei die Organisation nicht. Rund 45 Personen sind an diesem Tag im Einsatz. Beim Start und Ziel, in der Beiz und auch beim Kleidertransport geht nichts ohne helfende Hände. Am meisten Helferinnen und Helfer werden auf der Aare sein. Rund 30 Personen begleiten die Schwimmenden und sorgen für ihre Sicherheit.

 

 

Im Voraus muss die Werbetrommel gerührt, müssen Sponsoren gefunden und genügend Helferinnen und Helfer motiviert werden. Und: Die Aare muss beim Einstieg «gejätet» werden. So kann man aussteigen, ohne dass man sich in den Algen verheddert. Das machen die Taucher der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft Solothurn für den Verein. Ein Verschiebedatum für den Anlass zu finden, sei daher unmöglich.

 

«Wir hoffen jetzt auf Wetterglück», sagt Mühlemann und schaut auf die Aare. Momentan sei der Wasserstand perfekt, der Fluss habe ein wenig Zug, aber nicht so stark, dass es gefährlich wird. In den letzten Tagen sei die Wassertemperatur auf 20 Grad gefallen, ein paar Grad wärmer wäre nicht schlecht.

 

Schon von klein auf Spass beim Schwimmen

Mühlemann machen die tiefen Temperaturen zwar nichts aus. Sie hat auch schon das ganze Jahr über in der Aare gebadet. Dafür sei sie meistens beim Schützenmattschulhaus in den Fluss gestiegen. «Wenn die Aare unter 10 Grad ist, dann merkt man, wie schnell die Arme und Beine abkühlen und die ganze Wärme sich im Rumpf sammelt», erklärt sie schmunzelnd.

 

 

Wenn Mühlemann nicht gerade am Schwimmen ist, dann kann es gut sein, dass sie in einem Garten oder einer Küche ist. Die gelernte Gärtnerin und Köchin hat drei Standbeine: Sie ist ernährungspsychologische Beraterin mit ihrer eigenen Praxis. Zudem kocht sie im Bergrestaurant Hinterweissenstein und hilft älteren Menschen, die sich nicht mehr allein um ihren Garten kümmern können.

 

Zurück zum Wasser: Schwimmen sei für sie schon immer wichtig gewesen. «Ich habe meine halbe Jugend im Wasser verbracht.» Angefangen hat sie mit vier Jahren im Schwimmclub Eichholz in Gerlafingen. Auch ihre Mutter teilt diese Leidenschaft. Als diese 85 Jahre alt war, haben sie zum letzten Mal in der Aare gebadet. «Zum Schwimmen braucht man nicht viel. Und jeder kann das machen. Auf die Körperform kommt es nicht an», erklärt sie ihre Begeisterung.

 

Heute geht sie täglich schwimmen. Entweder im Freibad Solothurn oder in der Aare. Manchmal auch beides. «Ich habe am 1. August mein Jahresziel erreicht: 50 Meter ‹Delfin› ohne Flossen», sagt sie.

 

Geeignete Schwimmbrille noch nicht gefunden

Meistens schwimmt sie «Kraul», das wird sie auch beim Aareschwimmen tun. Dabei ärgert sie nur ihre beschlagene Schwimmbrille. Ab der Höhe Kunstraum Medici werde sie kaum etwas sehen. Daher sei sie auch schon am Ziel vorbeigeschwommen, sagt sie und lacht. Zum Glück seien die Helfer da, um sie zurückzurufen.

 

Im Ziel wird der Speaker dieses Jahr wieder dafür sorgen, dass es für die Zuschauenden interessant wird. Denn von weitem sehe man nur die Köpfe und könne nicht abschätzen, was passiert und ob gerade ein spannendes Rennen im Gang sei. So ist der Anlass nicht nur für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer spannend.

 

 

Dieses Jahr verlangt der Verein wieder ein Startgeld. Letztes Jahr ist es wegen des Corona-Polsters entfallen. Obwohl die meisten unentgeltlich arbeiten, kostet der Anlass rund 10'000 Franken, damit wird hauptsächlich in die Sicherheit investiert.

 

Wie immer gibt es unterschiedliche Kategorien. Die sportlichen Race-Läufe, der Volksschwumm und die Plauschgruppe, wo viele sich verkleidet ins Wasser wagen. Seit einigen Jahren haben sie noch die Kategorie Stand-up-Paddle. Deren Strecke ist ein wenig länger als die der Schwimmer, sonst wäre das Rennen zu schnell vorbei.

 

 

Mühlemanns Ziel ist, dass der 1934 zum ersten Mal durchgeführte Anlass noch lange weiter besteht. «Es hat eine besondere Qualität, so etwas miteinander zu machen», sagt sie und verweist darauf, dass man sich heute vermehrt in digitalen Räumen trifft. Und: «Zwischen den Stadtmauern zu schwimmen, ist einfach wunderbar.»

 

Das diesjährige Aareschwimmen findet am Samstag, 19. August, statt. Über die Website des Vereins kann man sich bereits anmelden: www.aareschwimmen.ch